how it all began …

2017

Es ist 2017 und Gunda Gottschalk und Ute Völker reicht’s. Die beiden Musikerinnen für improvisierte Musik aus Wuppertal, auch langjährig engagiert im legendären Musikverein Ort, sehen nicht nur dort seit Jahren überproportional viele Bewerbungen von Männern* reinkommen. Auch die line-ups der meisten internationalen Festivals, bei denen sie spielen, sind von Musikern dominiert. Gleichzeitig sind sie umgeben von unglaublich vielen qualifizierten Musikerinnen*. Aber wo bitteschön sind die auf den Bühnen?!

 

Was tun? Sie bilden Banden. Gemeinsam mit Stefanie Görtz, Betty Schiel und Johanna-Yasirra Kluhs, Kuratorinnen und Festivalmacherinnen aus dem Ruhrgebiet, machen sie sich auf, um zu zeigen, wem die Zukunft auf der Bühne gehören wird: den Frauen*!

 

Weitere Kollaborateur*innen stoßen zu ihrer Bande hinzu: »Das Schwarze Haus« aus Düsseldorf leistet Repräsentationsarbeit und zelebriert Schwarze Kultur. Der »Salon der Perspektiven« ist ein Zusammenschluss der Ruhrgebiets-Initiativen »Institut für Gegenwartsfiktion«, »Initiative Alewa«, »Rebel of Color« und »Feminismus im Pott«. Und last but not least: Das intersektional-feministische »Yaya Netzwerk« aus Wuppertal will, dass die Kunst- und Kulturszene ein ausgewogenes, realistisches Bild der Gesellschaft darstellt. 

FUTURE NOW 2020

08.07.2020

FUTURE NOW in Wuppertal! Zwei Wuppertaler Musikerinnen haben sich zusammen mit drei Kulturschaffenden aus dem Ruhrgebiet aufgemacht, um zu zeigen, wem die Zukunft auf der Bühne (mit-) gehören wird: den Frauen*! Sie laden ein zu einem langen Wochenende voller Musik, Austausch und Feiern mit Percussion, Performance, Violine, Kugelbahn, Urtin-Duu, Stimme, Neuer Musik, Gitarre, Glam Grunk, Bass, Punk, Beats, Performance, Loopstation, Jazz, Turntables, Saxophon, Improvisation, verstärkte Nähmaschinen, Rap, Akkordeon, Afrofuturism.

 

FUTURE NOW: Outdoor im schönen Bürgerpark Freibad Mirke und auf der Fahrradtrasse Wuppertal zwischen den Bahnhöfen Vohwinkel und Mirke. Das Mirker Bad ist mehr als ein leeres Schwimmbecken: es ist ein ganzer Park. Vom Beckenrand kann man mit gebührendem Sicherheitsabstand die Musikerinnen beobachten. Oder von der Wiese einen Blick auf sie erhaschen. Unsere Technikerinnen sorgen für satten Klang all over the place. Auch beim Fahrradfahren und vorm Mirker Bahnhof. 

 

Ende August 2020

Unter dem Titel FUTURE NOW bringen sie alle gemeinsam Ende August 2020 im Freibad Mirke ein all-female* Programm an den Start, das auf maximale Bandbreite der musikalischen Genre setzt. Und auf solidarisches Miteinander. Inmitten weitläufiger Wiesen bietet das große leere blaue Becken des ehemaligen Freibads eine der ungewöhnlichsten Open-air-Bühnen überhaupt. Und ist in Zeiten der Pandemie eine geradezu prophetinnenhaft gewählte Location. Für viele der Musiker*innen ist es seit Monaten der erste Live-Gig. Für die Zuschauer*innen auch. Das schafft eine Atmosphäre des Staunens, der Freude und Offenheit.

 

Die witzige Eröffnungsperformance der Organisatorinnen mit schwirrenden Kleiderbügeln macht besser als so manche ritualisierte Eröffnungsrede klar – wir sind viele, wir sind beharrlich und von uns wird man hören. Danach bietet die Mülheimer Band »Lily Havoc« mit fröhlich-beißendem feministischen Punk ein Ventil für alle, die genug haben. Von unterrepräsentierenden Kulturprogrammen, von der zu langen Tanzpause oder von beidem. Mit Abstand und trotzdem gemeinsam erlebt das Publikum ein Musikevent, das improvisierte Musik (Gunda Gottschalk, Ute Völker, Saadet Türköz, Bo-Sung Kim) neben Hip-hop (Kaleo Sansaa) stellt und eine tönende Murmelbahn mit einer verstärkten Nähmaschine paart – Elisabeth Flunger und Stephanie Müller sind die artists in residence des Festivals. Coole Club-Musik in einer Fahrradrikscha von DJ Gin Bali folgt auf den fast magischen Urtin Duu-Gesang, den die mongolische Sängerin Baadma im Bahnhof Vohwinkel ertönen lässt. 

 

Auch am Ton- und Lichtpult: nur Frauen. Im Bereich Tontechnik und Licht sind die noch seltener als auf der Bühne. Und das Awareness-Team des YAYA-Netzwerks garantiert Sicherheit und das Wohlbefinden aller Festival-Gäste. Die Futuristas sind mehr als zufrieden: „Wir haben uns gegenseitig erreicht mit Musik und Ideen. Wir haben getanzt, gefeiert und feministische Solidarität erlebt. Das Festival ist wie ein Zukunftsversprechen.“ Damit peilen sie die nächste Ausgabe für 2022 an.